Warum dreht sich alles um Elektromobilität?

Elektroauto, Biogas oder Wasserstoff...


... wie bewegen wir uns in Zukunft fort?


Niemand kann in die Zukunft schauen. Aber weil für ein modernes Leben im ländlichen Raum oft ein Auto benötigt wird, ist die Frage berechtigt, wie es um dessen Zukunft bestellt ist.
Seit etwa 70 Jahren gehören private Pkw zunehmend zur Grundausstattung deutscher Haushalte. Im Allgäu kommen mittlerweile auf drei Personen fast zwei Autos (nach aktueller Statistik des Kraftfahrtbundesamtes).
Dabei besteht überwiegend Konsens, dass die Nutzung eines Pkw von durchschnittlich einer Stunde am Tag und die Belegung mit wenig mehr als einer Person ebenfalls im Durchschnitt äußerst ineffizient sind (Quelle: Studie Mobilität in Deutschland 2019).
Eine effizientere Nutzung der vorhandenden Pkw bietet daher aus Klimaschutzsicht die größten Einsparpotenziale. Denn völlig klimaneutral ist keine der im Folgenden vorgestellten Antriebsarten.


Ladeatlas.bayern
Ladesäulen für Elektroautos im Oberallgäu (externer Link)

Die verschiedenen Antriebsarten kurz erklärt


Weniger Autos sind der Schlüssel zu mehr Klimaschutz, dennoch bietet auch der Wechsel der Antriebsart eine Möglichkeit mehr oder weniger CO2 einzusparen. 
eza!
Elektroauto Ladekabel
Elektroauto Ladekabel
© eza!
Elektroautos sind naheliegend. Deren Technologie ist marktreif entwickelt. Hauptargument: Sie setzen fast 90 Prozent der eingesetzten Energie in Bewegungsenergie um, sind wartungsarm und die Reichweite (200-400 km) genügt für fast alle täglichen Wege. Für noch längere Fahrten könnten Autos mit anderem Antrieb geliehen werden. Selbstverständlich sollten Elektroautos wenn nicht schon heute, so doch in naher Zukunft mit Ökostrom hergestellt und betrieben werden. Sie sind dann der klimaschonendste Privat-Pkw, müssen allerdings möglichst nach jeder Fahrt an eine Steckdose.
Sennerei Gunzesried
Sennerei Gunzesried Gäranlage
Sennerei Gunzesried Gäranlage
© Sennerei Gunzesried
Biogas-Autos sind schon lange am Markt verfügbar und eine gute Lösung mit einem Haken: Leider benötigt die Erzeugung von Biomasse viel mehr Platz, als die Erzeugung von Strom aus Photovoltaik (ca. 25-mal weniger Fläche) oder Windkraft (mehr als tausendfach geringere Fläche). In Zukunft wird Biogas auch von der Industrie benötigt und ein zunehmend begehrter Rohstoff sein. Hinzu kommt, dass ein Gasmotor - wie  alle Verbrennungsmotoren - überwiegend Wärme und nur zu rund einem Drittel Bewegungsenergie erzeugt. Daran kann auch alle Ingenieurskunst nichts ändern.
Carsharing-Auto Bad Hindelang
Carsharing-Auto Bad Hindelang
Naheliegend ist es, den gewaltigen Bestand an vorhandenen Verbrennerautos möglichst lange zu nutzen, nur eben mit einem klimaschonenden Brennstoff. In Brasilien wird beispielsweise Alkohol (Methanol) aus Biomasse eingesetzt. In Deutschland wird intensiv an weiteren Alternativen unter dem Sammelbegriff SynFuels, d.h. synthetische Kraftstoffe geforscht. Leider sind der Energieaufwand und damit die Kosten für die Herstellung sehr hoch und kein Herstellungsverfahren etabliert. Die hohen Kosten wären in Zukunft vielleicht weniger entscheidend, wenn solche Treibstoffe nur in Leihwägen für Langstrecken eingesetzt würden. 
Erde, Wasserfall
Erde, Wasserfall
Schließlich können bereits heute Brennstoffzellen-Autos gekauft werden, die Wasserstoff als Treibstoff verwenden. Diesen wandeln sie mit heutigen Brennstoffzellen in elektrischen Strom und Wärme um und treiben damit einen Elektromotor an. Klimaschonend hergestellter Wasserstoff ist teuer, da mehr als zwei Drittel des dafür benötigten Ökostroms im Herstellungsprozess und der Rückverstromung verloren gehen. Aus diesem Grund und wegen der sehr aufwändigen Drucktanks sind Wasserstoffautos auch in Zukunft in Anschaffung und Betrieb teurer als Batterie-Elektroautos.
Melanie Steiner
Regionalbahn im Schnee
Regionalbahn im Schnee
© Melanie Steiner
Wasserstoff für schwere Fahrzeuge
Es ist unter Mobilitätsforschern weitgehender Konsens, dass Wasserstoff insbesondere für den Güterverkehr, für große Busse und Züge ein möglicher Treibstoff sei - dort wären ausreichend große Batterien sehr schwer und teuer. Derzeitiges Hauptproblem von klimaneutral hergestelltem Wasserstoff ist seine äußerst begrenzte Verfügbarkeit. Von der Vision, Wasserstoff aus überschüssigem Wind- und Solarstrom herzustellen, sind wir leider weit entfernt. Grund ist der stockende Ausbau erneuerbarer Energien.  
Windräder und Solaranlagen im Gewerbegebiet Betzigau
Windräder und Solaranlagen im Gewerbegebiet Betzigau
Begrenzte Ressourcen
Tatsächlich ist derzeit Ökostrom die begrenzte Schlüssel-Ressource für klimafreundliche Privat-Pkw. Für die Herstellung von Autos sind viele weitere Rohstoffe notwendig. Deren Gewinnung ist quasi nie klimaneutral und verursacht auch in Zukunft Umweltschäden bzw. negative soziale Auswirkungen. Dabei ist die Batterie eines Elektroautos genauso zu nennen, wie die Förderung, Transport und Raffinerie von Öl oder die zukünftige Metallgewinnung. Einen guten Vergleich bietet ein Faktenpapier des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!) 

Wer es unterhaltsamer mag, findet Informationen zum Rohstoff Lithium bei der Interessengemeinschaft für Elektromobilität Unterallgäu (I-FEU). Quellen fehlen hier, diese liefert das fundierte Faktenpapier von eza!

Elektroauto, Diesel oder Wasserstoff - professionell erklärt!

Laborleiter Norbert Grotz und der Professor für Elktrotechnik, Martin Steyer, von der Hochschule Kempten geben einen fachlich fundierten Überblick über das Für und Wider aktueller Auto-Antriebe. Themen des etwa 90-minütigen Vortrags sind die Treibhausgasbilanz der Batterieproduktion, Rohstoffe einer Batterie, sowie deren Recycling. Darüber hinaus geht es um das spannende Thema "Wirkungsgrad und Effizienz verschiedener Motoren", sowie um die Treibhausgas-Emissionen beim Betrieb von Kraftfahrzeugen. Der Vortrag fand statt im Rahmen des Projekts AllgaEu-mobil des Landkreises Oberallgäu, am 9. Juni 2021.
 



Prof. Dr.-Ing. Volker Quaschning lehrt an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin zu regenerativen Energiesystemen und veröffentlicht regelmäßig wissenschaftlich fundierte Referate aus seinem Forschungsgebiet. Die Referate sind kurz und allgemeinverständlich gehalten. Eines handelt von Elektroautos mit Batterie im Vergleich mit Diesel oder auch Wasserstoff als Treibstoff.



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