Thomas Hartmann aus Kempten
Lebensqualität durch Klima- und Mitweltschutz
Fragen des Mitwelt- und Naturschutzes bewegen Thomas Hartmann seit seinen Jugendtagen. Schon früh wurde ihm bewusst, dass ein respektvoller Umgang mit der Natur und den Ressourcen, die sie dem Menschen bietet, alternativlos ist. Folgerichtig engagiert sich der dreifache Familienvater seit 26 Jahren in der Kommunalpolitik insbesondere zu den Themen Klimaschutz und Verkehr.
Thomas Hartmann sitzt für die Grünen im Kemptner Stadtrat und beschäftigt sich beruflich beim Verein renergie Allgäu e.V. mit Projekten zu Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.
Im Gespräch mit dem Klimaschutzmanagement des Landkreises Oberallgäu berichtet Thomas Hartmann wie er ganz persönlich versucht, sein Leben möglichst klimaschonend zu gestalten.
Sie leben Klimaschutz seit vielen Jahrzehnten privat, beruflich und ehrenamtlich. Fangen wir doch mal mit Ihrem privaten Umfeld an. Wie gestalten Sie Ihren Alltag möglichst klimafreundlich?
Ich habe den großen Vorteil, die allermeisten Verrichtungen des täglichen Lebens mit dem Fahrrad erledigen zu können. Diese Gewohnheit ganzjährig zu pflegen zeigt, was alles ohne Auto funktioniert, welche persönlichen Freiheiten das schafft und was beim Thema Radverkehr in der Kommunalplanung noch alles zu tun ist.
Außerdem heizen wir seit 25 Jahren mit einer Pellets-Heizanlage und haben Solaranlagen zur Warmwassergewinnung und Stromerzeugung auf unserem Hausdach installiert.
...sich damit Verantwortung und Lebensfreude vereinen lassen.“
Wir bauen ein Haus in Massivbauweise aus Holz. Dieses Haus wird als Energie-Effizienzhaus mehr Energie erzeugen, als es zum Heizen und Wohnen verbraucht. Erreicht wird das durch eine energetisch optimierte Bauweise und eine große Photovoltaikanlage. Der überschüssige Strom wird dann zum Betrieb eines Elektroautos verwendet.
Die Baukosten für ein derartiges Haus sind um etwa 15% höher, werden sich aber in 10 bis 12 Jahren amortisiert haben. Ein Wohnhaus, dem zum Wohnen keine Energie mehr zugeführt werden muss, erreicht eine einzigartige Wohnbehaglichkeit und ist auf Dauer auch kostengünstiger. Das schafft Lebensqualität und soll auch als Vorzeigeobjekt dienen.
Leider werden viele Häuser nach wie vor nur nach den energetischen Mindeststandards gebaut. Wie können mehr Menschen für ein „Null-Energie-Haus“ oder sogar einem „Plus-Energie-Haus“ begeistert werden?
Heutige Standardbauten werden bereits in wenigen Jahrzehnten Sanierungsfälle sein. Da ist es doch sinnvoll, heute schon so zu bauen, wie das demnächst notwendig sein wird. Wenn man sich die staatlichen Fördermöglichkeiten anschaut kann ich mich nur wundern, warum das nicht alle machen.
Sie engagieren sich seit vielen Jahren in der Kommunalpolitik, schwerpunktmäßig zu den Themen Klimaschutz und Verkehr. Wie hat sich der Stellenwert dieser Themen über die Jahre verändert?
Inzwischen kommt niemand mehr ernsthaft an den Zukunftsthemen Klima- und Mitweltschutz vorbei. Für die Kommunen sind eine moderne Verkehrsgestaltung und eine fortschrittliche Bauleitplanung oft die wichtigsten Gestaltungshebel. Leider wird der Wandel meist zu langsam vollzogen. Ich nenne das dann „Beharrungskräfte“. Je früher und je agiler wir uns mit den notwendigen Veränderungen auseinandersetzen, umso leichter wird es gelingen.
Beruflich sind Sie beim Verein renergie Allgäu e.V. mit den Themen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz befasst. Was sind hier Ihre Arbeitsschwerpunkte und auf welche Projekte sind Sie besonders stolz?
Es ist ein Glücksfall, wenn man sich berufsmäßig mit Aufgaben beschäftigt, für die man Leidenschaft entwickeln kann. Es macht mir Freude, wenn ich Gewerbetreibende, Landwirte und private Bauherren (oder –damen) hinsichtlich Energieeffizienz beraten und unterstützen kann. Wenn ich davon etwas hervorheben darf, dann ist es die Projektierung und Mitwirkung bei der Entstehung von über 200 Nahwärmeversorgungprojekten auf Basis von Biomasseheizwerken oder Biogas-Blockheizkraftwerken in ganz Süddeutschland.
Haben Sie persönlich eine Vision von einer klimafreundlichen Gesellschaft in 20 bis 30 Jahren?
Unsere Zukunft findet klima- und umweltfreundlich statt oder gar nicht. Weil das so ist, werden sich In den nächsten Jahren die Widerstände gegenüber einer neuen, modernen Gesellschaft überwiegend auflösen. Wir werden dann gelernt haben, dass Lebensqualität ziemlich wenig mit quantitativem Konsum und noch weniger mit viel Geld zu tun hat, sondern mit Gemeinsamkeit, Frieden, Gesundheit und Einklang mit der Natur.